14. Etappe: Santiagoo - Corcubion


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Montag, den 24. Mai 2010 - 90 Kilometer

Heute nehme ich die zweit letzte Etappe unter die Räder. Von Santiago bis nach dem Kap Finisterre sind es noch ca. 110 Kilometer. Nachdem ich während 14 Tagen fast ununterbrochen schönes Wetter hatte, verdunkelt sich jetzt der Himmel wieder langsam. Erst kurz vor Corcubion lichtet sich die Wolkendecke und die Sonne zeigt sich. Bis nach dem Kap nimmt der Gegenwind zudem stetig zu, so dass ich zeitweilig fast nicht mehr vorwärts komme. Sobald man Santiago hinter sich gelassen hat, ist es mit dem Charme des Caminos vorbei. Man sieht kaum noch Pilger, weder zu Fuss noch auf dem Fahrrad. Auch die Übernachtungs- und Einkaufsmöglichkeiten sind eher dürftig. Ich bin wieder mutterseelen alleine. Doch jetzt am Ende des Weges, komme ich gut damit zurecht. Ich habe nochmals intensiv Zeit, mich mit dem Erlebten auseinanderzusetzen. Gegen 19:00 Uhr komme ich in Corcubion an. Von einer Pilgerunterkunft ist weit und breit nichts zu sehen. Ehrlich gesagt habe ich auch keine Lust dazu. Ich nehme mir ein Hotel mit Meeressicht. Das Nachtessen muss ich mir dann nochmals richtig verdienen, indem ich etwa. 30 Minuten in die Stadt gehen muss. Doch es hat sich gelohnt! Morgen werde ich in Finisterre, am Ende der Welt sein. Wie werde ich mich fühlen? Werde ich erneut Enttäuschung erleben, so wie beim Einzug in Santiago. Langsam kommt auch Wehmut auf. Wie werde ich all diese Erlebnisse in meinen Alltag integrieren können? Dank der üblichen Flasche Rioja, die man als Pilger ebenso kredenzt am Abend, plagen mich diese Gedanken aber nicht mehr allzulange. Die Müdigkeit nach dieser strengen Fahrt und der Wein verfehlen ihre Wirkung nicht; ich schlafe ein ohne das Bett noch bewusst geniessen zu können.

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